Gartenbegehung KGA Wegegrün
Pflanzenschutzliche Gartenbegehung in Treptow in der Kleingartenanlage "Wegegrün e.V."
Alle haben wir auf den ersehnten Regen gewartet, nicht nur die Pflanzen in unseren Gärten. Endlich war es soweit, der Morgen des 17. Juli 2010 überraschte uns mit einem schönen Landregen, der nicht so recht zu unserer Gartenbegehung passte.
Unter der fachkundigen Leitung von Frau Dr. Jäckel vom Pflanzenschutzamt Berlin ließ sich eine etwas reduzierte Teilnehmerzahl nicht von dem geplanten Vorhaben abbringen und es hat sich für alle gelohnt. Mit Schirmen bewaffnet, empfing uns der Vorstand unter der Leitung des Vorsitzenden, Gartenfreund Lösche am Eingang Springbornstraße.
Die begrünten Wege und die Vielfalt der Pflanzen und Gehölze in den Gärten deuten auf die Naturverbundenheit der Pächter und eine sehr gute Fachberatung hin, die Gartenfreund Scheefeld leistet. Die Übergabe einer Liste mit der Entwicklung der Befallsstärke von Schädlingen und Krankheiten der Jahre 2009 und 2010 durch den Vorstand unterstreicht unseren ersten Eindruck und wird von Frau Dr. Jäckel sehr positiv gewertet, da das Pflanzenschutzamt für seine Arbeit auf solche Angaben zur Auswertung angewiesen ist.
Die Vertreterin des Pflanzenschutzamtes ist auf die Trockenschäden bei den Ligusterhecken und sonstigen immergrünen Gehölzen, auf Moniliaspitzendürre an Mandelbäumchen, Aprikosen, Sauer- und Süßkirschen mit dem Tipp zum radikalen Rückschnitt genauso eingegangen, wie auf die Bekämpfung von Pilzerregern z. Bs. Kräuselkrankheit bei Pfirsichen mit DUAXO (28 Tage Wartezeit) und Activo (14 Tage Wartezeit). Beißende Insekten sollten nur bei extremem Befall nicht mehr mit BI58, sondern mit Calypso/Bayer bekämpft werden, da die Zulassung von BI58 ausläuft.
Einige Schäden sind auf die extremen Temperaturbedingungen und damit verbundene Mangelerscheinungen an Mineralien wie Calcium, Kalium und Magnesium zu erklären (durch Trockenheit keine Chance auf Verwertung/Aufnahme dieser). Auch Pferdedung ist kein „Allheilmittel“, da durch das Futter der Pferde Pestizide in die Gärten gelangt sind, die durch die Düngung Schäden in einigen Gärten angerichtet haben, lt. Frau Dr. Jäckel. Auch zuviel Düngung mit GUANO kann sich negativ auswirken, da es alles keine "Wundermittel“ sind.
Auf Universaldünger sollte man wegen der bestehenden Überdüngung der Böden in Berlin, z. Bs. mit Phosphor verzichten, und besser zum jetzigen Zeitpunkt zielgerichtet Kalium, Calcium und Magnesium einsetzen zur Pflanzenstärkung. Stickstoffdünger, der im Frühjahr erforderlich ist, sollte jetzt nicht mehr verwendet werden (fördert Blattwuchs, keinen Wuchs der Früchte). Ozon-Schäden an Thuja sind genau so aufgetreten, wie Fraßschäden von Wanzen und Tripse, die durch die Trockenheit und dem damit verbundenen Flüssigkeitsbedarf von Wildpflanzen in die Gärten gewandert sind.
Diverse Blattkäfer (metallisch glänzende, etwas größer als Marienkäfer ohne Punkte) finden wir auf Gewürzkräutern und anderen Pflanzen, die Fraßschäden hinterlassen, aber die nicht unbedingt bekämpft werden müssen.
Alte Baumstämme, die nicht ausgegraben, sondern als Tisch, Ständer für Blumentöpfe o. ä. verwendet werden, bilden eine besonders gute Nahrungsquelle für allerart von Borkenkäfern, die dann von dort die anderen Obstbäume, besonders junge, neu gepflanzte befallen. Diese alten Stämme können auch mit Farbe angestrichen werden, um den Befall auszuschließen.
Das Kalken der Obstbäume wir auch wieder empfohlen wegen der extremen Bedingungen von Frost- und Sonnenstunden im Winter, um das Reißen der Rinden zu vermeiden (einzudämmen). Nicht vergessen werden sollte das Anhäufeln der Rosen vor Frostbeginn.
Die Parzelle 89 der Familie Kaja war für alle Teilnehmer eine besondere Augenweide, denn mit verschiedenen Sorten Spalierobst erfolgt die Teilung der Gartenflächen in Gemüse- und Blumenbeete. Da der Anbau und die Pflege von Spalierobst in unsere Region kaum zu finden ist, machte Frau Dr. Jäckel auf die vielen Vorteile für unsere kleinen Gärten aufmerksam: einfaches Ernten ohne Leitern, hohe Erträge, leichtes Entfernen fauliger Früchte zur Vermeidung von Fruchtmonilia, keine Unfallgefahr durch herunterfallendes Obst u.v.a.m.
Weitere interessanten Fragen und Antworten bei der Auswertung mit einem abschließenden kleinen Imbiss im „Springbornclub“ lies keinen teilnehmenden Gartenfreund mehr daran zweifeln, das diese Gartenbegehung ein Höhepunkt in der Fachberatung des Bezirksverbandes Treptow 2010 war.
Wie bedanken uns an dieser Stelle beim dem Ehepaar Hinz für die gute Bewirtung im Springbornclub.
Marianne Lach-Diehl
Bezirksgartenfachberaterin